Mucho Fiesta, very little Siesta
Ein typischer Tag in Valencia startet mit den ersten pinken Sonnenstrahlen, die sich durch meine lichtdurchlässige und vom Wetter malträtierte Store zwängen. Mit einem halboffenen Auge erspähe ich 08:15 Uhr auf dem Handydisplay und rolle mich stöhnend aus dem viel zu weichem Bett. Mein Körper fühlt sich einmal mehr so an, als hätte ich ihm zwei Kübel Sangria, drei Gläser Rotwein und ein Schluck abgestandenes Bier verabreicht. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber in der genannten Menge. Dass ich hier nicht mehr als 6h Schlaf bekomme, liegt aber nicht am Alkohol, sondern viel mehr an der guten Gesellschaft. Wenn wir nicht bis 1 Uhr nachts im Wohnzimmer tiefsinnige Gespräche über Steuerhinterziehung oder auf Ketamin tanzende Bäume führen, dann lauschen wir bis uns die Augen zufallen Joes und Lukes selbstkomponierten Gitarrensongs, singen lauthals zu Taylor Swifts «Love Story» im Club mit oder machen Fiesta in den Strassen Valencias. So oder so reissen mich am nächsten Morgen dann Licht, Lärm oder laute WG-Mitbewohner:innen aus dem Schlaf. Falls du den ersten Blogbeitrag zu meiner wilden Wohnsituation in Vivarium verpasst haben solltest, kannst du ihn hier nachlesen.
Nach dem Aufstehen schlurfe ich also erstmal mit meinem Katzen-Pyjama und verwuschelten Haaren ins Wohnzimmer, wo Adam bestätigend aller britischer Klischees, bereits unaufgeregt an seiner ersten Tasse Tee mit Milch sippt. Nach einem kurzen Austausch, wie kurz und schlecht die Nacht wieder einmal war, packe ich Laptop, KLARHEIT und Zitronen-Wässerli und stapfe mit meinen noch immer sandigen Birkenstock-Sandalen vom vergangenen Strandtag in den Coworking-Space im zweiten Stock. Da mich das Grossraumbüro aufgrund der Klimaanlage zu fest an eine Expedition in Polarkreise erinnert, habe ich mich ab Tag 1 zu den Deutschen in den separaten «Focus-Room» verbarrikadiert. Ein weiteres Plus von unserer kleinen deutschsprachigen Enklave: Von hier aus ist das ohrenbetäubende Geschrei der benachbarten Kindertagesstätte nicht mehr ganz so triggernd.
Anschliessend geht’s an die Arbeit:
- Mit KLARHEIT die Tasks des Tages planen und priorisieren,
- Austausch mit dem Team,
- kurzer Pausenspaziergang zu den argentinischen Baristas von Docta, für den täglichen Matcha-Latte-Genuss von unschlagbaren 3 Euro,
- work work work work work work(sing it like Rihanna),
- dann Lunchbreak (frühstens um 13:00 Uhr, in Spanien musst du vorher kein offenes Restaurant suchen),
- nochmal in die Tasten hauen,
- um dann nach sechs Arbeitsstunden den Laptop wieder zu zuklappen.
Ja, ihr habt richtig gehört. Während der Rauszeit müssen-dürfen-sollen wir nur sechs Stunden arbeiten und die anderen zwei Stunden für (kulturelle) Erkundungstouren in unserer neuen Heimatstadt nutzen. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Zuerst noch kurz eine knackige 20-minütige Siesta gönnen und ab geht's in die Stadt. Mit der heiligen Trifecta Chai Latte – Cap – Camera streife ich durch die Altstadt-Gassen Valencias, durch den magischen Turia-Park, den wuseligen Mercado Central oder die mit Bars und Leuten gefüllten Gehwege von Ruzafa. Was mir dabei vor die Linse hüpft, siehst du auf meinem Instagram-Kanal.
So richtig Leben in die Bude kommt aber erst nach 19:00 Uhr, wenn auch die Spanier:innen ihre Arbeitsgeräte gegen Apérohäppchen ausgetauscht haben. Spätestens wenn der letzte wärmende Sonnenstrahl hinter den kunstvollen Jugendstilbauten untergegangen ist, geht die Fiesta in Valencia in die nächste Runde.
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